900 Jahre Öchtringhausen


Jedes Land, jede Stadt und jeder Ort, jedes Haus und jede Familie, ja jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Unser Blick fällt in erster Linie auf Geschehnisse, die den Lauf der Geschichte, vor allem den Lauf der Weltgeschichte, bestimmten und aus heutiger Sicht von Bedeutung sind; die großen Zusammenhänge, die in Geschichtsbüchern dargestellt werden und auf welche die modernen Massenmedien aufmerksam machen. Aber auch die Geschichte „vor Ort“, die Ortsgeschichte hat ihre Bedeutung und ohne sie hätte die „große Geschichte“ nicht geschrieben werden können. Auch im kleinen Dorf Öchtringhausen wurde Geschichte geschrieben, und das schon seit langer Zeit. Die Ortschaft hat Kriege und Naturkatastrophen, Epidemien wie die Pest und Entvölkerungswellen überlebt und ihren ländlichen Charme bewahrt. Die Betrachtung: „Ach Öchtringhausen, do wuisen se bäoß mit´n Stock up teou!“ ist viel zu bescheiden. Hier haben Menschen gelebt, die ihren Teil zur Geschichte beigetragen haben. Es werden hier auch weiter Menschen leben bzw. das Dorf verlassen und in andere Regionen gehen, die alle ein Teil der Geschichte sein werden.


geschichtlicher Überblick

Der Name eines Ortes verrät einiges über sein Alter und auch oft über seine Entstehung. Die „-inghausen“-Orte, von denen es in der näheren Umgebung eine ganze Reihe gibt, z.B. Mönninghausen, Böninghausen, Ehringhausen, Dedinghausen, Niederdedinghausen, Mettinghausen, Mantinghausen u.e.m., sind generell im 9./10. Jahrhundert entstanden. Der erste Bestandteil des Ortsnamens geht oft auf einen Personennamen zurück; auf jemanden, der Besitz in der Region hatte und mit diesem Besitz etwas unternahm, indem er ihn verschenkte, verkaufte, verpachtete, den Besitz einem anderen zu Lehen gab, also einer Art Nutzungsrecht, oder ähnliches. Eine solche vermögende Person namens Ohther (gesprochen Och-ther) findest sich als Wohltäter des Benediktiner-Klosters Corvey an der Weser in den Schenkungs- und Besitzverzeichnissen des Klosters, den sog. Corveyer Traditionen und zwar bereits im 9. Jahrhundert. Die Abtei hatte im benachbarten Mönninghausen nachweislich Besitz. Es liegt daher nahe, in diesem Ohther die für den Ort namensgebende Person zu sehen, denn er ist zur rechten Zeit am rechten Ort. Der ursprüngliche Name hat sich im Laufe der Jahrhunderte zum heutigen Name Öchtringhausen gewandelt.


Die erste Nennung des Ortes findet sich in den Nekrologien, den Totenverzeichnissen, des Mindener Domes. Sie berichten von den verstorbenen Bischöfen und Domherren und darüber, was zu ihrem Gedächtnis, zu ihrer Memorie, geschehen soll.


Bis zur Reformation war Minden ein eigenes Bistum, ging dann aber unter und kam später zum Bistum Paderborn. Der Mindener Bischof Volkmar regierte von 1089 bis 1095. Bereits 1080 wollte er Bischof werden, konnte die Wahl aber nicht für sich entscheiden und bekämpfte daher den gewählten Bischof Reinhard, so dass dieser zeitweise im Kloster Helmarshausen im Bistum Paderborn Schutz suchen musste. Nach Reinhards Tod behauptete sich Volkmat schließlich. Er war aber nicht fähig, die Gegensätze im Bistum auszugleichen, und wurde am 29. August 1095 ermordet. Sein Leichnam wurde im Dom bestattet, doch später aus dem Gotteshaus entfernt. Das liturgische Jahrgedächtnis wurde ihm verweigert, da man ihn wegen seines Gewaltsamen Todes für verdammt hielt. Der Mindener Kirche hatte er aber bereits zu Lebzeiten ein Gut in „Othrinhusen“ geschenkt, dessen Einkünfte der Domkirche zur Verfügung stehen sollten. Dieser genannte Ort wird als das heutige Öchtringhausen identifiziert. Da die Schenkung spätestens im Todesjahr Volkmars erfolgt ein muß, kann das Dorf im jahre 1995 das 900 jährige Jubiläum der Ersterwähnung feiern.


Die schriftliche Überlieferung des Mittelalters besteht vor allem aus Urkunden, die zum Zwecke der Rechtssicherung etwa bei Landverkäufen, Schenkungen und sonstigen Eigentums- und Rechtssachen ausgestellt wurden. Beim Ausstellen der Urkunde waren eine ganze Reihe von Zeugen anwesend. Sie werden in den Urkunden dann auch als solche genannt.


Im Jahre 1284, nach dem 25. Dezember, verkauft Albert von Hörste dem Lippstädter Bürger Johann, genannt von Dedinghausen, sein Holzungsrecht im „Westbroicke“ bei Dedinghausen. In der Reihe der aufgelisteten Zeugen aus Lippstadt und Dedinghausen u.a.


Die Herren von Hörde, ansässig im benachbarten Störmede, hatten Besitz in Öchtringhausen. Diese Güter werden am 14. August 1316 an das Kloster zu Lippstadt, wahrscheinlich das Augustiner-Kloster, die heute sog. Brüderkirche, verkauft. Ritter Friedrich von Hörde nimmt den Verkauf vor, und zwar, wie damals üblich, mit Zustimmung seiner Frau Kunigunde und seiner Söhne Albert, Friedrich, Bernhard und Themo. Als Zeugen treten u.a. die Freischöffen (Mitglieder eines Richterkollegiums) Johann und Hermann von Garfeln und Zeugen aus Dedinghausen und Rixbeck sowie einige Stadträte aus Lippstadt auf.


Die Herren von Hörde spalteten sich später in mehrere Linien. Schließlich waren sie nicht nur in Störmede vertreten, sondern auch in Boke. Die Pfarrei Hörste, zu der auch Öchtringhausen gehört, lag im Einflussbereich der Familie Hörde zu Boke. Im Jahre 1442 kommt es zu einer großen Schnade, einer Grenzbegehung, die in der damaligen Zeit große Bedeutung hatte, da der tatsächliche Verlauf der Grenzen immer wieder Anlaß zu Streitigkeiten gab. Mitglieder der beiden Linien Hörde zu Boke und Hörde zu Störmede trafen sich, um ihre Differenzen über den Grenzverlauf beizulegen.


Diese Schnade, abgehalten am Tage des Apostels Bartholomäus, dem 24. August, wurde protokolliert und man erstellte den so genannten Schnadebrief, der sich in unsere Zeit erhalten hat. Nach der Aufzählung der Teilnehmer folgt die Grenzbeschreibung, die in den meisten Abschnitten heute noch ihre Gültigkeit hat. Die Schnade gebinnt an der „Koebrugge“ (Kuhbrücke) in Verlar, geht dann in Richtung Brandenbaum „uppe den Stock“ und wendet sich „ an der Poppeln“ vorbei nach „Ochternckhusen“ und von dort nach der „Meerphannen“. Am Ende waren sich alle Beteiligten über den Grenzverlauf einig: „da hebbet See alle Jae to secht“.


Die Herren Johann, Jaspar und Balthasar von Thüle bitten 1488 ihre Lehnsherrin, die Äbtissin der Kirche St. Cyriakus in Geseke, Byllia von Hörde, den Verkauf eines Lehngutes, welches in Öchtringhausen liegt, zu genehmigen. Käufer dieses Gutes mit Zubehör ist die Kirche zu Hörste, vertreten durch Hinrich Frederichs, zu der Zeit „Vormünder und Knecht der hilligen Kerken zu Hörste“. Die Äbtissin lässt am 22. März darüber eine Urkunde ausstellen, die sich erhalten hat und heute, zum Pfarrarchiv Hörste gehörend, im Erzbistumsarchiv Paderborn aufbewahrt wird. Als Eigentümer des Gutes unterstand die Hörster St. Martinus Kirche der Lehnsherrschaft der Äbtissinen von Geseke. Das Lehensverhältnis über das Öchtringhauser Gut musste beim Wechsel der Äbtissin jeweils neu bestätigt werden. Nachweise der Lehenestätigung finden sich über ca. 250 Jahre hinweg in Urkunden und Akten des Pfarrarchivs. Ein Bauer aus Öchtringhausen bewirtschaftete dieses Gut, und zwar, zumindest seit dem 17. Jahrhundert, der „Tilo“ oder „Tiell“. Der Thielen-Hof lebt unter dem durch Heirat geänderten Namen „Brockmann“ noch heute weiter.


Als Untertarnen der Gografschaft Boke mussten auch Bürger aus Öchtringhausen benau wie aus den anderen Dörfern der Grafschaft, die von Niederdedinghausen bis Bentfeld, von Öchtringhausen bis Verne reichte, am 10. Februar 1575 zur sog. Dreckburg nach Salzkotten ziehen und den neuen Herrinnen des Hauses von Hörde zu Boke huldigen. Sie waren aufgefordert, Anna von Hörde und ihrer Schwester Hermanna zu versprechen, sie als neue Herren anzuerkennen und ihnen die gleichen Dienste wie den verstorbenen Eltern der beiden adeligen Schwestern zu leisten. Das Dorf Öchtringhausen wurde bei dieser sog. Erbhuldigung durch „Johann Tiell, Gobbel, Stammbs und Johann Hasen“ vertreten.


Der 30jährige Krieg der Jahre 1618 bis 1648 brachte unsägliches Leid über das Land. Auch im heimischen Raum kam es zu Brandschatzungen, Überfällen und Verwüstungen. In Lippstadt z.B. ließ der „Tolle Christian“ aus dem in Paderborn geraubten Libori-Schrein seine „Pfaffenfeind-Taler“ prägen. Dietrich Adolf von Reck, seit 1650 Bischof von Paderborn, ging mit ganzer Kraft an den Wiederaufbau des angeschlagenen Bistums.


Einer seiner größten Verdienste sind die Visitationen, d.h. die Besuche jeder einzelnen Pfarrei zur Überprüfung der Lage vor Ort. Es wurden umfangreiche Protokolle angefertigt, die Auskunft über den Zustand der Kirchen und Gebäude sowie den Zustand und die Aufbewahrung liturgischer Geräte u.ä. geben. Aber der Bischof achtete auch auf die Feier der kirchlichen Feste und die Vermögensausstattung der Pfarreien. So sind die Visitationsprotokolle eine reiche Fundgrube für die Zeit nach dem 30jährigen Krieg. Die Pfarrei Hörste wurde 1654 visitiert und von 1656 liegt ein weiteres Protokoll vor.


Pfarrer Brandis berichtet, dass an den fünf Samstagen vor Jacobi (25. Juli) jeweils in einem anderen Teil der Pfarrei, zu der auch Verlar gehörte, eine Prozession stattfand. Die erste Prozession, also am 5. Samstag vor Jacobi, wurde in Öchtringhausen gehalten. Man umschritt die Häuser mit Kreuz, Fahnen und Bildern der Muttergottes und des Kirchenpatrons St. Martin. Am Schluß der Prozession wurden von den Einwohnern die sog. „heiligen Brote und Käse“ zusammengebracht. Der Pastor und der Küster erhielten jeweils fünf Brote und Käse, aber von bestimmten Bauernfamilien. Die übrigen Brote und Käse wurden an die Armen verteilt. In Öchtringhausen lieferte Coster Cordt (Köstercordt) an den Pastor und Gabel (Göbel) an den Küster.


In früheren Jahrhunderten, vor Einführung der Kirchensteuer, wurde die Kirche als solche und ihre Bediensteten aus den Erträgen von kircheneigenen Ländereien oder durch sonstige Verpflichtungen bestimmter Personen gegenüber den geistlichen Institutionen versorgt, Die Abgabe erfolgte in der Regel in Form von Naturalien, tierischen oder pflanzlichen Produkten, dem sog. Zehnt. Die Hörster Kirche und der Pastor sowie der Küster wurden von den Öchtringhauser Bauern besonders bedacht, was wohl daran liegt, daß in Öchtringhausen eben ein ganzes Gut in kirchlichem Besitz war. Von „Tilo zu Öchtringhausen“ erhielt die Kirche 1656 für dieses gut an jährlicher Pacht 14 Scheffel Roggen, 14 Scheffel Gerste und 12 Scheffel Hafer. Die anderen zwölf Pächter von Kirchenland, sie wohnten z.T. auch in Mönninghausen und Ehringhausen, gaben insgesammt 16 Scheffel Roggen, 37 Scheffel Gerste und 9 Scheffel Hafer!


Der Pastor von Hörste besaß den Fleischzehnt, oder auch blutigen Zehnt genannt, in Öchtringhausen. Der Zehnt umfaßte Ferkel, Enten und Hühner.

Folgende Ablieferungsverpflichtung bestand 1656:

Coster Cordt 1 Porcell 1 Anetes 2 Gallinae

Harke 1 “ 1 “ 2 “

Gabel (Göbel) 1 “ 1 “ 2 “

Tilo (Thiele) 1 “ 1 “ 2 “

Hasse 1 “

Kuell Jasper 1 “



Auch der Küster wurde mit Lebensmitteln versorgt. Von jeder der vier Meyer zu Öchtringhausen (Cöster-Cordt, Harke, Göbel, Thiele) erhielt er jährlich um Fastnacht einen halben Schweinskopf. Die anderen Meyer des Kirchspiels, also aus Hörste, Garfeln, Verlar, Rebbeke, Mantinghausen und Niederdedinghausen, ca. 32 Familien, gaben ihm eine Mettwurst.

Für das erste eine Messe bezahlte man dem Pfarrer einen Geldbetrag, welcher einerseits zu seinem Lebensunterhalt diente, andererseits für weitere kirchliche Zwecke Verwendung fand.




Aus einem Kapital von Hermann Göbel sollte jährlich am Tage nach Mariä Verkündung eine Messe gelesen werden. In gleicher Weise hatte Margarta Coster Cordt ein Kapital zur Verfügung gestellt, um zu ihrem Seelenheil jährlich eine „Seelmeß“ lesen zu lassen. Sie verstarb am 18. März 1656 und Pfarrer Brandis legt dar, wie das Geld verwandt und der Betrag für die jährliche Messe zwischen Kirche, Pastor, den Armen der Gemeinde und dem Küster aufgeteilt werden soll.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts setzt nach dem 30jährigen Krieg langsam eine wirtschaftliche Besserung ein. Über das Amt Boke heißt es in jener Zeit, es bestehe aus kleinen Dörfern, auch Öchtringhausen ist namentlich genannt. in denen wohlhabende Bauern wohnten. Das Amt hat gute Wiesen und Weiden sowie gute Gehölze, die zur „Schweinemast sehr bequem seien“. Eine Aufstellung des Jahres 1672, angelegt im Auftrage des Paderborner Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg, gibt Einblick in die Lage der Landwirschaft und zur Steuererbelastung des einzelnen Bauern:


Ort

Voll-

meier

½-

meier

¼-

meier

1/8-

meier

Gesamt

Acker in

Morgen

Wiese in

Morgen

Hörste

6

1

4

2

13

93

61

Öchtringhausen

4

-

2

-

6

60

16

Garfeln

8

2

2

-

12

133

107

Verlar

8

4

7

-

19

156

79

Rebbeke

4

3

4

1

12

124

86

Mettinghausen

4

5

1

1

11

112

59

N.-Dedinghausen

2

1

1

-

4

48

40


36

16

21

4

77

726

448






Die Aufteilung für Öchtringhausen sieht folgendermaßen aus:

Name

Meierqualität

Acker in Morgen

Wiese in Morgen

Steuern:





Taler

Silbergroschen

Pfennig

Cöstercordt

Vollmeier

15

5

1

15

9

Harke

Vollmeier

15

5

1

10

6

Göbel

Vollmeier

14

4

1

15

9

Thiele

Vollmeier

13

2

1

15

9

Hasse

Viertelmeier

3

-

-

5

3

Jasper Kuell

Viertelmeier

-

-

-

1

6



60

16





Die Bauern in Öchtringhausen hatten im Verhältnis mehr Ackerland als Wiesen. Erklärbar ist dies, da die Ländereien nicht wie bei den anderen Dörfern des Kirchspiels den topografischen Gegebenheiten folgend oft zwangsläufig an der Lippe lagen und deshalb regelmäßig überflutet wurden, sonder der Grundbesitz lag z.T. auf leichter Anhöhe und eignete sich besser als Ackerland.


1738 wurde erneut ein Register zur Erhebung der Steuern, des sog. Kopfschatzes, angelegt. nach gut fünfzig Jahren wurde die Steuerschraube ein wenig stärker angezogen:


Name

Meierqualität

Steuern:



Taler

Silbergroschen

Pfennig

Cöstercordt

Vollmeier

1

27

-

Harke

Vollmeier

1

27

-

Göbel

Vollmeier

1

18

-

Thiele

Vollmeier

1

27

-

Hasse

Viertelmeier

-

9

-

Niermann

Viertelmeier

-

5

3

Kule Meyer

Achtelmeier

-

2

3


In der ausführlichen Fassung dieses Kopfschatzregisters der fürstbischöflichen Verwaltung zur Zeit des Fürstbischofs Clemens August von Bayern sind noch weitere Angaben enthalten, wie Anzahl der Kinder, der Dienstboten und der Beilieger, gemeint sind wohl Heuerlinge, die auf dem Hof arbeiteten und ein zum Hof gehörendes Heuerlingshaus bewohnten, als auch Angaben zur Steuerveranlagung der „Alten“, die sich auf ihr Altenteil zurückgezogen hatten:


Die Eheleute Thiele hatten 2 Söhne und 1 Tochter älter als 12 Jahre, 2 Kinder waren noch keine 12 Jahre alt. Auf dem Hofe arbeitete 1 Magd. Der alte Vater auf Thielen Hof musste 1 Taler und 12 Groschen an Abgaben zahlen. Auf dem Hof Göbel lebten die Bauersleute mit ihrem Sohn, der über 12 Jahre alt war. 3 Mägde waren auf dem Anwesen beschäftigt. Die kinderreichste Familie war Harke, dort wohnten 2 Söhne und 3 Töchter über 12 Jahren und 2 jüngere Kinder. Bei Bauer Harke stand 1 Knecht in Diensten. Die Eheleute Köstercordt hatten 1 Tochter und beschäftigten 3 Knechte und 2 Mägde. Auf dem Hof Kuhle Meyer lebten die Bauersleute mit einem jüngeren Kind sowie die alte Mutter. Sie musste 12 Groschen als Steuern zahlen. Der Bauer Hasse und seine Frau hatten 2 kleine Kinder. Nur die vier Vollmeier hatten Bedienstete. Auf dem Hof Niermann werden nur die Beilieger erwähnt, 3 Paare an der Zahl. Die Beilieger hatten 1 Sohn und 1 Tochter. Der Schweinejunge, der die zu mästenden Schweine in den Gehölzen beaufsichtigte, hatte ebenfalls Abgaben zu entrichten, nämlich 18 Groschen.


Den Herren von Fürstenberg, die in Winkhausen ein gut besaßen, waren einige Öchtringhauser Bauern zu Abgaben und sonstigen Leistungen verpflichtet.


Aus der Übersicht vom 16. Oktober 1749 geht nicht hervor, wie viel Geld abzugeben war, sondern auch, welchen Wert die Besitzungen hatten. Die Hand und Spanndienste und die Naturalabgaben konnten auch durch Geld abgegolten werden:


Name

Meierqualität


Taler

Groschen

Göbel

Vollmeier

35 Morgen Land (á 20 Taler)

700


8 Morgen Wiese (á 40 Taler)

320


1 Morgen Garten (á 40 Taler)

40


Geldabgaben an Winkhausen

15

12

2 Spanndienste mit 4 Pferden

2


2 Hühner


6

Thiele

Vollmeier

40 Morgen Land

800


8 Morgen Wiese

320


2 Morgen Garten

80


Geldabgaben an Winkhausen

15

12

2 Spanndienste mit 4 Pferden

2


2 Hühner


6

Hasse

Drittelmeier

7 Morgen Land

140


2 Morgen Wiese

80


3 Garth Garten

30


Geldabgabe

1

18

2 Handdienste


12

1 Huhn


3


Aus den aufgeführten Tabellen lässt sich gut erkenne, wie sich die wirtschaftliche Lage mit der Zeit veränderte. Der Umfang der Ländereien nimmt zu, damit steigen auch die Steuern. Kleinere Höfe, wie Hasse schaffen den Sprung vom Viertel- zum Drittelmeier. An die Stelle der Naturalleistungen und Hand- und Spanndienste treten nach und nach Geldabgaben.


Die Schafhaltung war ein wichtiger Faktor in der Landwirtschaft. Bei der am 14.03.1767 durchgeführten Schafzählung bot sich folgendes Bild: Die größte Herde mit 250 Tieren besaß Böhle aus Hörste, Nacke hatte 15 Schafe auf dem Hof und sein Schäfer betreute 170 Tiere. In Öchtringhausen hielten Cöstercordt und sein Schäfer 68 Tiere, Göbels Schäfer hatte 70 Stück zu hüten. In Garfeln wurden 253 Schafe gezählt, davon allein 170 bei Bathen Schäfer, Bathe selbst hatte 13 Schafe. Richters Schäfer in Rebbeke hütete 110 Schafe; in Rebbeke insgesamt waren 185 Stück. Zwei große Schafzüchter wohnten in Verlar: Holtgrewe mit 67 Tieren am Hof und 120 bei seinem Schäfer sowie Westermeyers Schäfer mit einer Herde von 199 Schafen. In Mettinghausen gab es keine größeren Schafherden. Dort wurden insgesamt 194 Tiere erfasst.